Die über 250 Schulranzen, die das KiJuPa für Schulkinder in der Partnerstadt Marburgs, Sibiu/Hermannstadt in Rumänien gesammelt hatte, wurden mittlerweile von Soroptimist Marburg nach Rumänien gebracht und dort dankend angenommen. Einen kurzen Reisebericht von der Fahrt gibt es hier:
Bericht über die Reise nach Sibiu (Hermannstadt)
vom 6. – 11. Dezember 2010
Am 3.12.2010 haben wir 620 Weihnachtspäckchen, 250 Schulranzen und ca. 65 m³ Sachspenden auf den LKW geladen, der am nächsten Tag seine Reise nach Rumänien angetreten hat. Maria Zwickenpflug und ich sind dann am Montag d. 6.12. von München aus direkt nach Sibiu geflogen. Eine Fahrt im Begleitbus ohne Übernachtung ist mir jetzt einfach zu mühsam ! Abends hat man uns vom Flughafen abgeholt, zu unserer Unterkunft gebracht und dann trafen wir uns gleich bei Frau Fritzmann, der Stadträtin für Soziales, Kultur und Sport, um das Programm zu besprechen. Wir waren jeden Tag von ca. 8:30 bis 21:00 Uhr verplant ! Zunächst hatten wir ein langes Gespräch mit Teo. Er gibt 18 Stunden Französisch-Unterricht in einer Schule (mehr darf er vom Gesetz her nicht), ist die rechte Hand von Elena bei Ucos (einer Einrichtung für autistische Kinder) und betreut 20 Familien mit 100 Kindern (alles Sozialfälle), nebenbei promoviert er gerade. Für zwei Kinder einer Familie mit 7 Kindern, die letztes Weihnachten ihre Mutter verloren haben, konnten wir zwei Paten gewinnen, die monatlich € 30.- zahlen. Diese Kinder haben wir besucht. Teo bekommt das Geld und zahlt Lebensmittel und Abgaben für die Wohnung davon. Alles wird korrekt abgerechnet. Die Behausung ist sauber und ordentlich aber ca. 20 m² für 7 Personen !! Wir hörten von einem Kind, das nicht laufen kann. Eine Operation des Fusses wäre dringend erforderlich und könnte die Behinderung beheben. Kosten ca. € 200.-. Das Geld ist dafür nicht da.Ausserdem besprachen wir die Möglichkeit, eine „TAFEL“ einzurichten. Die Grosseinkaufsläden wurden angesprochen. Sie können in Sibiu nichts entscheiden. Eingaben bei den Zentralen in Bukarest blieben unbeantwortet. Wir haben den Generalkonsul bei einem Mittagessen gebeten, sich bei den vorhandenen deutschen Ketten einzusetzen. Die beiden Herren werden sich im Januar treffen. Auch die Bürgermeisterin, der ich entsprechende Unterlagen von Deutschland mitgebracht habe, war dieser Idee gegenüber aufgeschlossen. Der Hauptanlass unserer persönlichen Präsenz war die Spende für ACASA, die wir im Oktober bekamen. Sie war gedacht für den Ausbau der zweiten Hälfte des Dachgeschosses des Hauses, in dem die jugendlichen Waisen heute wohnen.Das Haus steht seit ca. 1 Jahr unter Denkmalschutz. Im Augenblick wird das Dach neu gedeckt. Auf der angedachten Fläche müsste noch ein Betonboden eingezogen werden. Dafür gibt es voraussichtlich keine Genehmigung. Die Kosten für einen evtl. Ausbau würden sich wohl auf ca. 40000.- € belaufen. Frau Dr. Suhastru wird die Sache mit dem Metropoliten besprechen, denn das Haus gehört ja der orthodoxen Kirche. Es gibt anscheinend auch Vorbehalte gegen diese Jugendlichen, die natürlich keine Engel sind ! Die Bürgermeisterin hat uns aber versichert, dass man die Jugendlichen, die bisher dort untergebracht sind, auf keinen Fall vor die Türe setzen würde. Das könne sich die Kirche nicht leisten.Anlässlich eines Benefizkonzertes bekam Frau Dr. Suhastru vor 1 ½ Jahren ein Grundstück geschenkt. Nun war ihre Idee, dort etwas Neues zu bauen. Ich habe mir das Grundstück angesehen. Diese Vorstellung ist eine Illusion. Das Grundstück liegt am äussersten Stadtrand, ist überhaupt noch nicht erschlossen (da Wohnblocks in der unmittelbaren Nähe stehen, kommt das bestimmt, aber wann ??) und man müsste nach Gesprächen mit Bauingenieuren mit ca. 100 – 120000.- € rechnen. Dazu fehlen uns einfach leider die Sponsoren.Sollte der Ausbau des oben genannten Dachgeschosses nicht gelingen, so werden wir mit der vorhandenen Spende auf jeden Fall den Fortbestand des heutigen Zustandes sichern, für den auch schon wieder hinten und vorne das Geld fehlt.Angedacht wurde auch die evtl. Unterstützung eines Frauenhauses, bei dem das Geld für die Gehälter für das kommende Jahr noch fehlt. Das Haus wurde seinerzeit von norwegischen Geldern gekauft und die Norweger verlangen dieses Geld zurück, wenn das Frauenhaus nicht mehr betrieben werden kann. Für ein Waisenhaus in der Stadt mit 14 – 22 jährigen Kindern haben wir vor Ort noch ein wenig für Weihnachtspäckchen eingekauft und diese hingebracht. Die Kinder sind in Zimmern mit je 10 Betten und 2 kleinen völlig kaputten Schränken untergebracht. Es ist ein Neubau mit EU-Geldern geplant aber wann ??Unsere Weihnachtspäckchen aus Marburg wurden an Kindergärten, Kinderkrippen, Elena (s. oben) und die von Teo betreuten Familien verteilt sowie an die kleinen Waisenkinder in Orlat. Für ACASA hatten wir extra Päckchen hier gepackt und zusätzlich Waschpulver, Reis und Zucker mitgenommen. Insgesamt wurde uns von allen Ansprechpartnern – angefangen von der Bürgermeisterin Frau Fodor, bestätigt, dass sich die Dinge zum Schlechteren hin entwickeln. Die Gehälter der Angestellten im öffentlichen Dienst wurden um 25 % gekürzt, die Zulagen alle gestrichen, was z.T. eine Kürzung des Nettoverdienstes um 40 % bedeutet. Angeblich sollten diese Gehälter im Januar wieder angehoben werden, ob das geschieht weiss keiner. Die Renten wurden um 15 % gekürzt. Die Lebenshaltungskosten sind erheblich gestiegen, so dass die Schere zwischen Arm und Reich immer grösser wird. Das Gehalt der Stadträtin reicht nach eigenen Angaben bis zur Mitte des Monats und dann greift sie auf den Rest der mütterlichen Rente zurück !!! Wir haben die besonders gute und z.Tl. neue Kleidung am letzten Tag ausgelegt und den Angestellten des Rathauses die Möglichkeit gegeben, sich etwas gegen einen geringen Betrag auszusuchen. Davon wurde reger Gebrauch gemacht !! Mit dem erwirtschafteten Geld wird für alte alleinstehende Leute über 75 Jahre Butter, Mehl, Zucker, etc. eingekauft.Die Bürgermeisterin erzählte uns, dass jedes Handy-Gespräch abgehört wird. Z.Zt. liefe ein Prozess gegen einen Herrn der Opposition. Das Beweismaterial besteht ausschliesslich aus abgehörten Handy-Gesprächen !! Alle Büros seien verwanzt. Die Securitate blüht und gedeiht!! Tief gerührt haben uns die Einladungen zu einem in deutscher Sprache gespielten Theaterstück, einem zauberhaften Folkloreabend mit hervorragenden Tänzern und zauberhaften Trachten aus den verschiedensten Teilen des Landes und einem Konzert der Philharmoniker von Sibiu. Es gibt jede Woche ein solches Konzert und die Plätze kosten dann so um die 3.- €. Den augenblicklichen Chefdirigenten dieser Philharmoniker trafen wir dann auf unserem Rückflug. Er ist u.a. Assistent von Mariss Jansons vom Königlichen Concertgebouw Orchester von Amsterdam und machte uns einen hervorragenden Eindruck. Er sucht nach einer Möglichkeit, Ende nächsten Jahres (2011) ca. 4 Konzerte mit diesem Ensemble aus Sibiu und einer Pianistin, die im Hannoverschen wohnt, zu geben. Jeder dieser Musiker bekommt 35.- € pro Abend. Alles in allem rechnet er für ein Konzert mit Unterbringung der Künstler, Versicherung, Transport, etc. € 7000.-. Wer hat hierzu eine gute Idee ? Die Homepage von ihm ist zu finden unter www.theowolters.nl . Alles in allem haben wir den Eindruck mit nach Hause genommen, dass unsere Hilfe dringend weiter gebraucht wird und man sehr, sehr dankbar für diese ist. Sicher kann man nicht überall helfen, aber wir können die Not in manchen Fällen wenigsten ein wenig lindern.