
KiJuPa und Frauennotruf Marburg e.V. starten Kooperation
In der letzten KiJuPa-Vorstandssitzung war der Frauennotruf Marburg e.V. zu Gast und berichtet über zwei superwichtige Themen, die junge Menschen betreffen. Die Themen sind dem KiJuPa so wichtig, dass es dafür eine Kooperation mit dem Frauennotruf plant, um gemeinsam diese Themen jungen Menschen näher zu bringen, dafür zu sensibilisieren und über konkrete Unterstützungsformate zu informieren.
Was ist der Frauennotruf Marburg e.V.?
Der Frauennotruf ist eine Fachberatungsstelle für sexualisierte Gewalt für Menschen ab 16 Jahren. Hier geht es um Themen wie Stalking, sexuelle Belästigung auch im Arbeits- oder Ausbildungskontext, sogenannte Ehrgewalt, Vergewaltigung und auch Vergewaltigung unter Einfluss von K.o.-Tropfen. Der Frauennotruf bietet Beratungen, Begleitungen und Unterstützungen an und führt verschiedene Projekt durch.
Das eine Projekt, um das es geht, heißt „2 RegionenNetzwerk – hessische Fachstellen gegen Gewalt im Namen von „Ehre“, Tradition oder Glauben.
Was bedeutet das für junge Menschen?
Für alle bedeutet das, dass sie in Rollen und Verhaltensmuster gezwungen werden. Sie müssen in ein bestimmtes Bild passen und Rollen erfüllen, die die Familie oder Gemeinschaft für sie vorsieht.
Für Mädchen und junge Frauen bedeutet dies konkret, dass sie viel kontrolliert werden. Dass sie sich nicht frei bewegen können. Dass sie Vorschriften bekommen wie sie sich verhalten sollen oder wie sie sich kleiden sollen. Dass ihnen gesagt wird, was sie zu tun haben, z.B. dass sie nicht rausgehen und sich mit Freund*innen treffen dürfen. Dass ihr Leben für sie bis hin zu dem Berufs- und Partner*innenwahl von anderen geplant wird. Mädchen sollen sich an alle diese „geltenden“ Regeln halten und werden über die Familie oder Gruppe kontrolliert. Für Jungen und junge Männer bedeutet das konkret, dass sie dazu gebracht werden andere (junge) Familienmitglieder wie z.B. ihre Schwestern, Mütter, aber auch homosexuelle Familienmitglieder zu kontrollieren und ggf. zu bestrafen.
Für Menschen mit queerer Geschlechtsidentität oder einer anderen sexuellen Orientierung bedeutet das konkret, dass sie schon im Vorfeld eingeschränkt werden, ihre Identität zu finden und zu leben. Kontrolle und Bestrafungen werden mit dem Sichtbarwerden und dem Leben der eigenen Identität immer mehr. Die Gewalt, die die Betroffenen erfahren reicht vom Androhen von Gewalt über Schläge, Erpressung, Isolation bis hin zu Verschleppung, Zwangsverheiratung und „Ehrenmord.“
Welche Angebote gibt es für junge Menschen?
Für junge Menschen gibt es vom Frauennotruf Schulungen und Workshops für Schulklassen und Gruppen, Beratungen zum Thema sowie Begleitung und Unterstützung von Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld.
Das zweite wichtige Projekt heißt „Alle gegen K.o.-Tropfen“. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Sensibilisierungskampagne.
Was sind K.o-Tropfen?
Das sind verschiedene Substanzen, die unbemerkt in Essen oder Getränke gemischt werden, um eine andere Person auszuknocken, zu betäuben und handlungsunfähig zu machen. Man schmeckt sie nicht, man sieht sie nicht und man riecht sie nicht – K.o.- Tropfen sind geschmacks- und geruchsneutral sowie farblos. Menschen, die K.o-Topfen verabreicht bekommen haben, geht es nicht gut. Häufig wird ihnen schlecht, sie haben Kreislaufprobleme, sie sind verwirrt und orientierungslos, Sprachstörungen treten auf, dumpfes Hören, Sehen in Regenbogenfarben, das Gefühl in Watte gepackt zu sein, viele haben am nächsten Tag Erinnerungslücken – je nachdem, welche Substanz ihnen verabreicht wurde. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen, aber auch immer häufiger Jungs und junge Männer. Ein wichtiger HINWEIS auf K.o.-Tropfen ist, dass die Symptome sehr plötzlich auftreten.
Welche Angebote gibt es für Junge Menschen?
Zur Aufklärung von K.o.-Tropfen bietet der Frauennotruf Workshops (1,5 h) für junge Menschen an, die von Schulklassen und Gruppen gebucht werden können. Junge Menschen erhalten in den eine umfassende Beratung, Unterstützung und Begleitung, bei Verdacht auf K.o.-Tropfen oder auch bei sexualisierter Gewalt unter Einfluss von K.o.-Tropfen.
HINWEIS: Nach einer Vergewaltigung gibt es die Möglichkeit innerhalb von 72 Stunden ohne Anzeige eine medizinische Versorgung kostenlos in Anspruch zu nehmen und bei Bedarf eine anonyme Spurensicherung im Uniklinikum Marburg vornehmen zu lassen.
Ebenfalls zur Aufklärung gibt es die Party- und Schulguides. Diese gehen an öffentliche, von jungen Menschen gut besuchte Orte (Lahnwiesen, Lahntreppen oder auch Partys etc.) und verteilen Informationsmaterial, klären über K.o.-Tropfen auf und verweisen auf Beratungs- und Hilfsangebote. Auch für Abi-Bälle und Abi-Partys wäre der Einsatz von Party- und Schulguides denkbar, was das KiJuPa sehr befürworten würde. Die Ausbildung zum Party- oder Schulguide ist ab 16 Jahren möglich. Ihr könnt Euch als Einzelpersonen oder auch als kleine Gruppe, z.B. als SV oder interessierte Schüler*innen, die bei Schulveranstaltungen im Einsatz sein wollen, melden.
Der Marburger Frauennotruf plant 2 mal im Jahr öffentliche Schulungen anzubieten. Ihr könnt Euch bei Interesse aber auch direkt melden und für eine Ausbildung anfragen.
Wie kommt ihr in Kontakt?
Bei Interesse und Bedarf könnte ihr Euch immer direkt an den Frauennotruf Marburg e.V. wenden
Frauennotruf Marburg e.V.
Neue Kasseler Straße 1
35039 Marburg
Telefon: 06421-21438
Emails: mail@frauennotruf-marburg.de
zwangsverheiratung@frauennotruf-marburg.de
ko-tropfen@frauennotruf-marburg.de
Sprechzeit:
Montag 16:00-18:00
Donnerstag 9:00-11:00
sonst Anrufbeantworter

